André Rival

 

Claudia Roth

 

Zur Ausstellungseröffnung Andre Rival  In der Galerie „Einstein“ 3. Juni 2008, 18.17 Uhr







 

Lieber Andre Rival.

Liebe Einstein-Galeristen,

liebe Freundinnen und Freunde,



 

herzlich willkommen zur Ausstellung mit Arbeiten von Andre Rival – und vielen Dank für die Möglichkeit, heute, hier, um „18.17 Uhr“ – zu Ihnen sprechen zu können. Sie sehen Politikerfotos von etwas anderer Art, mit einem Fotographen, der vor die Linse tritt und eigentümliche Verschiebungen inszeniert – wenn er mit Edmund Stoiber posiert, als bayerischer Landmann mit Mistgabel in der Hand, oder bei der Brotzeit mit Kurt Beck, beim shake-hands mit Gerhard Schröder, oder am Schreibtisch mit Helmut Kohl, oder mit Pippi-Langstrumpf-Perücke - hinter meiner Wenigkeit. Irgendetwas stimmt nicht in diesen Bilder, da gibt es eine „subversive“ Verschiebung, das wird dem Betrachter schnell klar. Eigentlich handelt es sich ja um eine wohlbekannte Situation, den Zufallsschnappschuss mit Prominenten, wo es oft ein Passant ist, der die Kamera in die Hand gedrückt bekommt, mit der Bitte: „Könnten Sie ´mal ein Foto von uns machen? Hier ist der Auslöser!“ Aber bei Andre Rival ist das natürlich anders. Hier ist es ein absoluter Profi, der das organisiert – und dabei selbst auftritt als ein verschmitzter Eindringling in die Aura der Macht, der das sogenannte „Amts-Charisma“ von Politikern etwas dekonstruiert, oder vielleicht auch zur Kenntlichkeit verfremdet? Denn alle Macht und Erhabenheit fließen ab auf die Kunstfigur, die Andre selbst darstellt. Das ist eine schelmische Ironisierung, die mir – ich muß das gestehen – sehr viel Spaß macht, und die in meinen Augen auch eine zutiefst demokratische Geste ist. Denn es geht nicht um die Figur des Hofnarren im feudalen Kontext, der dem Fürst oder König die Wahrheit sagen darf – und dann ungeschoren davon kommt, wenn er Glück hat. Nein, eher wird hier ein falsches Elitedenken thematisiert, das sich bei manchen vielleicht festgesetzt hat – und dass in der Demokratie eher kritisch zu betrachten ist – in einer Ordnung - In der Macht legitimiert sein soll durch Abstimmung und Mehrheitsentscheidung, in der Macht begrenzt ist – zeitlich, rechtlich, prozedural, in demokratischen Verfahren und Diskussionen auf gleicher Augenhöhe und nicht von oben herab. Für mich ist Rival der demokratische Ironiker, der politische Prominenz zurückholt auf den gemeinsamen Boden der Tatsachen. Und das ist übrigens etwas, was auch im grünen Politikstil eine Tradition hat: Wollpulloverstrickende grüne Männer im Hohen Haus - das war doch auch eine schöne Entmystifizierung und Entdramatisierung! Spannend und sehr unterhaltsam war für mich auch die Fotosession für die „Haut“-Serie im SZ-Magazin mit Andre. Seine Bitte: „Machen Sie sich frei!“ betraf dabei nicht nur textile Oberbekleidung – und natürlich blieb alles im Rahmen des Schicklichen, ich zeigte Hals! – nein, es gingn um die Einstellung zur Atelier-Situation insgesamt, um das Festbannen auf Foto, was ja Augenblicke aus dem lebendigen Fluss der Dinge heraus bricht - und allein schon deshalb sehr leicht Verkrampfung produziert. Andre ist auch hier der geborene Entdramatisierer. In der Zusammenarbeit mit ihm sind Fotos entstanden, die für mich eine große Zartheit und Leichtigkeit ausstrahlen - auch dafür danke ich ihm ganz herzlich. Ich wünsche Andre den besten Erfolg mit seiner Ausstellung hier im „Einstein“ - und Ihnen allen viel Freude mit den Arbeiten von Andre Rival.

- Vielen Dank!